Sondertexte zu Maria Lichtmess
Zur Laternenwanderung am 02.02.2017 (
link) hat Franziska Horny Texte rund um Maria Lichtmess erstellt und vorgetragen.
(1) Achtsamkeit
Dem Augenblick bewusst Aufmerksamkeit zu schenken
Heute ist der 2. Feber 2017 und wir feiern in Tirol das Fest Maria Lichtmess.
Warum ist dieser scheinbar vergessene Tag so wichtig – ich möchte den vergangenen Spuren dieses Lichtfestes, bei dem bis heute noch Kerzenweihe, Lichtersegen und Lichterprozession zur christlichen Liturgie gehört, nachspüren.
Wir haben insgesamt 7 Wächter*innen und so habe ich kurze Texte rund um dieses – für mich ganz wunderbares – Fest zusammengestellt.
Über Irland, Rom nach Tirol und Kärnten, Bräuche, biblische Texte und ich werde mit dem Lobgesang auf das Licht – dem Sonnengesang von Franz von Assisi schliessen.
Woher wirklich die einzelnen Bräuche kommen, ist oft schwer nachvollziehbar, aber Irland war da schon wichtig, waren es doch die irischen Wandermönche im Mittelalter die Europa missionierten … da näher einzugehen erlaubt die Zeit nicht. Vor der Christianisierung war Maria Lichtmess das keltische "Imbolc"-Fest der Göttin Brigid oder Brigida. Viele Mythen ranken sich um ihr Leben, u.a. war in Irland in Kildare ihr ein Heiligtum geweiht, in dem immer ein heiliges Feuer brannte, das von ihr und den Frauen gehütet wurde. Die Göttin Brigid stand für Licht und Feuer. Sie trat in drei Rollen auf: als Behüterin der Dichter und Sänger, als Göttin der Heiler und als Patronin der Driuden. Brigid hat die Eigenschaften der neolithischen (steinzeitlichen) „Großen Mutter“: Sie schützt und fördert die Familie, Haus, Vieh und Ernte. Sie konnte aber auch, wenn sie missachtet wurde, zornig werden und vernichtend wirken. Sie war die Göttin der Flüsse und Bäche und sorgte für Fruchtbarkeit. …
Jedes Jahr am 1. Feber erweckte sie die erstarrte Erde zu neuem Leben, es war das erste Erwachen des Jahres und Anlass für die Menschen zu feiern als Frühlingsbeginn und Wiederkehr des Lichts mit stillen Reinigungszeremonien: das keltische Fest Imbolg zu Ehren der Göttin Brigid. Die christlichen Missionare machten die Göttin später zur christlichen Heiligen.
(2) Hoffnung
Das Leben ist ein Buch, in dem auf jedem Blatt einen Wunsch für dich geschrieben steht.
Ein anderer historischer Ursprung liegt ebenfalls in einer vorchristlichen Sühneprozession, die alle fünf Jahre in Rom abgehalten wurde. Kerzenweihe und Lichterprozession waren auch dort im Mittelpunkt. Auch daraus könnte sich das christliche Fest "Mariä Lichtmess", das ursprünglich am 14. Feber gefeiert wurde, entwickelt haben.
An Lichtmess wurde der Jahresbedarf an Kerzen für die Kirchen geweiht, die Leute brachten auch Kerzen für den häuslichen Gebrauch zur Segnung: Die geweihten, roten Lichtmesskerzen waren für den Schutz der Wöchnerinnen. Schwarze Lichtmesskerzen sollten gegen Unwetter helfen bzw. auch das Gebetbuch beleuchten. Ich sehe noch meine Großmutter, wie sie chon beim ersten Donner alles Licht ausschaltete und sich in eine dunkle Ecke zurückzog, um für den Schutz der Familie und des Hauses zu beten. Auch heute noch werden in ländlichen Regionen die Wohnhäuser mit der Bitte um göttlichen Schutz mit geweihten, brennenden Kerzen umrundet. Man gedenkt auch der Verstorbenen und betet für sie.
Im Kärntner Bad Eisenkappel wird der Brauch des "Kirchleintragens" praktiziert. Nach einer kirchlichen Andacht am Abend des 1. Februar tragen die Teilnehmer mit Kerzen erleuchtete, an langen Stöcken befestigte kleine Kirchen ans Ufer der Vellach. An der Brücke werden die Kirchlein von den Stäben genommen und ins Wasser gelassen, wo sie die Strömung hinunter ziehen. Ein Opfer der im Mittelalter oft von Unwettern und Überschwemmungen heimgesuchten Bevölkerung. Gutes Erntewetter ist aber damals wie heute wichtig für uns alle und deshalb wurden die Wetterzeichen genau beobachtet. Wichtige Tage waren die sogenannten Lostage, wie der Lichtmesstag:
Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.
Ist’s zu Lichtmess klar und hell,
kommt der Frühling nicht so schnell.
Wenn an Lichtmess der Dachs seinen Schatten sieht, geht er noch einmal für sechs Wochen in seinen Bau.
(3) Vertrauen
Geborgen in DEINEM Licht verliert die Angst ihre Macht Das Licht symbolisiert Christus. Die Lichtsymbolik leitet sich direkt aus dem Bericht bei Lukas her.
Der christliche Hintergrund des Festes Maria Lichtmess oder das Fest der "Darstellung des Herrn" oder der noch früher gebräuchliche Name "Mariä Reinigung" bezieht sich auf einen jüdischen Brauch. Das Fest wird vierzig Tage nach Weihnachten als Abschluss der weihnachtlichen Feste gefeiert.
Der biblische Bezug der »Darstellung des Herrn« ist die alttestamentliche Vorschrift, dass Frauen sich vierzig Tage nach der Geburt einer kultischen Reinigung unterziehen müssen. Da der Erstgeborene Gott geweiht war, wurde er im Tempel »dargestellt«. Zur Zeit des Tempelkultes hatte sie nach diesen Tagen als Reinigungsopfer einem Priester ein Schaf und eine Taube zu übergeben, bei finanziellen Schwierigkeiten ersatzweise zwei Turteltauben oder andere Tauben.
Als die Eltern Maria und Josef ihr Kind Jesus in den Tempel brachten, werden sie von dem greisen Simeon und der 84-jährigen Witwe Hanna erwartet. In einer früheren Vision wurde Simeon prophezeit, dass er nicht stirbt, ohne den Messias gesehen zu haben. Hanna war auch eine Prophetin, die im Tempel lebte.
Als Simeon das Kind sah, sprach er: „Nun lässt Du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden:
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.
Ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Dieses Preislied des Simeon (Lk 2,29–32) wird bis heute im Nachtgebet der Kirche im „Komplet“ gebetet
(4) Geduld
Sei du selbst die Veränderung die du dir wünschst für diese Welt. Wir wollen auch einmal auf die Lebensumstände schauen, in denen sich der Großteil der Bevölkerung befand:
Billige Arbeitskräfte! Die Buben und Mädchen der kinderreichen Familien von damals fanden überwiegend Arbeit nur als Knechte und Mägde bei den Bauern. So wurden oft noch schulpflichtige Kinder von der Schule genommen um sich bei einem Bauern als Hüterbuben oder Dienstmägde zu verdingen. Nicht viel besser daran waren oft die unverheirateten Geschwister des Bauern. Sie hausten wie Dienstboten auf dem Hof und arbeiteten meist unentgeltlich nur für ein karges Essen und eine Kammer unter dem Dach, die mit mehreren Mägden geteilt wurde. Oberstes Ziel war, das „Sach“ (den Hof) zusammenzuhalten. Wurde für die Dienstboten zumindest in eine Versicherung eingezahlt (gemarkelt), so gingen die zur Familie gehörigen meist ganz leer aus.
Das Arbeitsjahr der Dienstboten begann und endete am 2. Februar, an Maria Lichtmess. Es war der Schlenggltag, von schlenggln (wechseln). Dieses Marienfest war früher einer der wichtigsten Tage im bäuerlichen Jahresablauf; denn an diesem Tag wechselten viele Dienstboten ihren Dienstherrn. Sie bekamen vom Bauern zu dem Jahreslohn ihr Dienstbüchlein ausgehändigt, ein sehr wichtiges Dokument für den Besitzer; darin waren vom Bauern das Verhalten und die Leistungen niedergeschrieben.
An den Eingestellten oder Wiedereingestellten ("Gebliebenen") wurde vom Bauern ein Haftgeld im Voraus gezahlt. Das galt als Bestätigung für die Gültigkeit der Abmachung. Der überwiegende Teil der Knechte und Mägde wurde auf dem alljährlichen Viehmarkt (Glanglmarkt) "gedungen", das gebräuchliche Wort für das Einstellen. Am Tag danach, dem Schlenggltag, begann der kurze Zeitraum bis zum Agathatag am 5. Februar, an dem der Umzug zum neuen Arbeitgeber zu vollziehen war und der für die Dienstboten eine Art Urlaub darstellte. Verbreitet war auch der Brauch, dem Gesinde zu Lichtmess ein Paar Schuhe als Lohn zu geben, für die weitere Arbeit, oder die Arbeitssuche. Zu Lichtmess wurden also die Belegschaften durcheinander gewürfelt und Liebschaften unter Dienstboten, denen das Heiraten lange Zeit nicht gestattet war, hielten oft nur bis zu diesem Zeitpunkt, woher die Redensart „neue Schuhe, neue Liebe“ stammt.
Die Väter der "Häuslleit" (Familien ohne bzw. mit nur wenigen Feldern und ein paar Kühen) waren mit ihren aus der Volksschule entlassenen Kindern am Viehmarkt auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Nicht selten wurden die Kinder den Bauern nur für Unterkunft und Verpflegung im ersten Dienstjahr angeboten, allein um daheim wegen des geringen, kärglichen Einkommens einen Esser weniger zu haben. Auch die „Häuslleit“ und Kleinbauern selber arbeiteten bei den größeren Bauern beim Heindln oder in der Heu- oder Getreideernte. Dafür durften sie sich etwas Gras von einer saueren Wiese oder einen Ranken für das eigene Kleinvieh abmähen. Das war meist ein sehr einseitig profitables Geschäft für die großen Bauern.
Ja, und mein Großvater war selber von so Häuslleit, aber da er der einzige Sohn war, blieb er von vielen verschont, setzte sich aber aktiv Zeit seines Lebens auch politisch für bessere Arbeitsbedingungen ein. Danke, jenen die Geduld bewiesen!
(5) Liebe
Du und ich: Wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.
Nichts könnte besser passen zu den Tagen des Lichtfestes, als der Sonnengesang von Franz von Assisi – Wandernd mit Renate voriges Jahr im Mai durch die wunderschöne Natur auf den Assisiweg durch Umbrien, durften wir spüren, wie die ganze Natur belebt ist und uns heilt, durften erleben, dass es keine Trennung gibt, alles ist Eins.
Vielleicht können wir andere Dimensionen des Naturerlebens erahnen, wenn ich dazu Rudolf Steiner, eines vor 100 Jahren lebenden Wissenschaftlers, zitiere - „Nun kommen wir im Jahreslauf in verstärkte Lichteinwirkungen. Wenn man nämlich vom Weltenall nach der Erde schaut, so würde sich das so darstellen, dass man durchschaut durch die Sternenstrahlung auf die Erde selbst, wie wenn die Erde unter ihrer Oberfläche in Regenbogenfarben nach innen schimmern würde.“
Ja, wunderbar für den Mensch, der unseren regenbogenfarbenen Planet so sieht. Hier fügt sich der Hymnus Il Cantico delle Creature an den universalen Schöpfergott, das weltbekannte Gebet der Sonnengesang von Franz von Assisi, aus dem 13. Jahrhundert, dazu ein. Einzelne Wörter habe ich abgewandelt und in drei Teile geteilt - bei den Wächter*innen der Liebe, der Freude und der Dankbarkeit
Höchster, allmächtiger, guter Gott,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Gott, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal der Schwester Sonne;
sie ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch sie.
Und schön ist sie und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.
Gelobt seist du, mein Gott durch Schwester Mond und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.
(6) Freude
Freude heißt die starke Feder in der ewigen Natur
Diese ewige Natur haben wir bei der letzten Wächterin nachgespürt … das Licht hell leuchtend und kostbar und schön.
Franziskus hat sein ganzes Leben der Schöpfung Gottes gewidmet, der Natur. Als einziger Sohn reicher Eltern genoss er sein Leben mit seinen Freunden, war trinkstark und lustig. Die großen Wende kam, als er sich freiwillig als papsttreuer Ritter auf den Weg nach Apulien machte und dann umkehrte. Nichts war so wie vorher, weder konnte er mit seinen Freunden feiern, noch im Handel seines Vaters arbeiten und selbst bei den Gottesdiensten in der Kirche, bekam er mit dem Gottesbild, dem gekreuzigten Heiland, große Schwierigkeiten. Franziskus wollte in vollkommener Armut leben, teils verschenkte er Waren aus dem Geschäft seines Vaters, teils versuchte er eine kleine romanische Kirche wiederherzustellen und zahlte die Baumaterialien davon.
Es kam zu einer großen Auseinandersetzung mit seinem Vater, der ihm vorwarf, du hast ja selbst das Gewand auf deinen Leib von mir. Franziskus zog sich öffentlich die Kleider aus, warf sie auf dem Hauptplatz den wütenden Vater vor die Füße und ging nackt in den Wald.
Franziskus lebte jetzt außerhalb der Stadtmauern als Einsiedler, pflegte Aussätzige und ging um Essen bettelnd von Haus zu Haus. Nach seinen Angaben war jetzt die freiwillige Armut seine „Herrin“.
Ehemalige Freunde kamen und lebten mit ihm ganz im Sinne Jesus, „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.“
Die reine Freude, das in Gott geborgen zu sein, spüren wir auch im zweiten Teil des Sonnengesangs.
Gelobt seist du, mein Gott, durch Bruder Wind und durch Luft
und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.
Gelobt seist du, mein Gott, durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Gott, durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.
(7) Dankbarkeit
Danke, Du sandtest mir heut' Freuden
1209 ging Franziskus mit seinen ersten zwölf Gefährten nach Rom, um die Bestätigung der Lebensweise ihrer kleinen Gemeinschaft zu bitten, was ihm gewährte. Am Ende seines Lebens wünschte er, dass der von ihm gedichteten Sonnengesang ihm vorgesungen werde:
Gelobt seist du, mein Gott, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernähret und lenkt (trägt)
und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt seist du, mein Gott, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
Selig jene, die ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihr kann kein lebender Mensch entrinnen.
Wehe jenen, die nicht umkehren
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Gott
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.